ECPAT, das weltweit grösste Netzwerk gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern, hat in acht EU-Ländern eine Umfrage zum Online-Kinderschutz durchgeführt. Dabei wurden Erwachsene ab 18 Jahren befragt. Aus den Umfrageergebnissen geht deutlich hervor, dass das Internet für Kinder als nicht sicher erachtet wird. Demnach sehen 73 Prozent die Gefahr, dass Kinder das Internet nicht sicher benutzen können, ohne dass Erwachsene online versuchen, ihnen zu schaden. 76 Prozent würden durchaus eine Einschränkung der eigenen Privatsphäre in Kauf nehmen und eine Online-Ausforschung zulassen, die anhand automatisierter technologischer Hilfsmittel sexuelle Ausbeutung von Kindern und Kindesmissbrauch erkennen kann.
Rechtsvorschriften im EU-Prüfungsverfahren
Durch den Erlass der Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation Ende 2020 sind ebendiese Online-Ausforschungstools in eine rechtliche Grauzone gerückt. Folglich stoppten viele Technologieunternehmen die Suche nach kriminellen Inhalten, wodurch es schon wenige Monate später zu einem Rückgang der Meldungen aus EU-Ländern um 58 Prozent gekommen ist. Eine seit Juli 2021 befristete Übergangsregelung hat die Aufnahme der Online-Ausforschung mittels automatischer Tools nun für beschränkte Zeit wieder erlaubt.
Die EU prüft jetzt weiter, ob es beständige Rechtsvorschriften braucht, die Technologieunternehmen zu einem solchen Online-Screening zu verpflichten, um den Schutz von Kindern im Internet zu verbessern. Das würde eine kontinuierliche Überprüfung der persönlichen Nutzeraktivitäten und daher die Preisgabe eines Teils der Privatsphäre bedeuten. 68 Prozent der Befragten der Umfrage würden dieses Vorhaben allerdings unterstützen. „Die meisten Befragten in der qualitativen Umfragegruppe wussten nicht, dass es Hash-Erkennungs- oder Anti-Grooming-Tools gibt. Sobald sie von diesen Tools erfuhren, zeigten sie sich wütend darüber, dass diese nicht ständig eingesetzt und automatisch eingeschalten wurden und plädierten für deren fixen automatisierten Einsatz, auch wenn ihre Daten zu diesem Zweck gescannt werden“, gibt Dorothea Czarnecki, stellvertretende Geschäftsführerin von ECPAT International die Ergebnisse der Umfrage wieder.
Appell an die EU
Astrid Winkler, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich betont, Datenschutzgesetze sollten dazu da sein, Bilder eines vergewaltigten Kindes zu finden, zu melden und zu löschen. Sie sollten es einem Täter nicht erleichtern, sich via Internet an ein Kind heranzumachen. Auch Winkler fordert daher die Zulassung von Online-Ausforschungstools. Die Umfrage zeige eine klare Botschaft an die EU: Es soll eine gesetzliche Verpflichtung auf EU-Ebene geben, automatisierte Ausforschungstools immer aktiviert zu haben, um damit die Sicherheit von Kindern im Internet weitgehend zu erhöhen. (TS)
Quelle: Institut für Ehe und Familie vom 6. Dezember 2021