Drei führende Geistliche aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) – ein Muslim und zwei Christen – sind am Genfer Sitz der Vereinten Nationen mit dem Sergio-Vieira-de-Mello-Preis ausgezeichnet worden. Ihr beherzter Einsatz brachte die drei zunächst in Gefahr, mittlerweile führte er nun zu einer sichtbaren Verbesserung der Lage in der Nation.
Die drei Geistlichen hatten sich angesichts der Gewaltexzesse in ihrem Land zusammengeschlossen, um für ein friedliches Miteinander von Christen und Muslimen einzutreten und Wege zur Versöhnung zu ebnen. Ihr Beispiel sowie einige der jüngeren Entwicklungen in dem Land am Äquator geben Anlass zur Hoffnung für die gebeutelte Bevölkerung.
Sicherheitslage deutlich verbessert
Pfarrer Nicolas Guérékoyamé-Gbangou (Präsident der Evangelischen Allianz in der ZAR), Monsignor Dieudonné Nzapalainga (Katholischer Erzbischof von Bangui) und Imam Omar Kobine Layama (Präsident des Islamischen Rates der ZAR) gaben gegenüber Open Doors an, die Sicherheitslage in der ZAR habe sich deutlich verbessert, obwohl es in einigen Gebieten weiterhin zu gewaltsamen Übergriffen komme.
So habe sich das Leben in der Hauptstadt Bangui weitgehend normalisiert, und das sogar in dem berüchtigten Stadtviertel «PK5». Es bildet das wirtschaftliche Zentrum der Stadt, galt aber während der jüngsten Krise als Rückzugsgebiet der islamistischen Seleka-Miliz und damit als «No-go-Area» für alle Nicht-Muslime. Mittlerweile können sich aber wieder Menschen aller Glaubensrichtungen dort frei bewegen. Dies sei ein Anzeichen für die beginnende Normalisierung der Verhältnisse im Land.
«Glaubensfreiheit ist eine Realität in der ZAR»
Überrascht zeigten sich die drei Geistlichen über einen Ende Juli von Amnesty International veröffentlichten Bericht über die ZAR. Darin werden Zwangsbekehrungen von Muslimen angeprangert und beklagt, zahlreiche Muslime würden seit der Rückkehr in ihre Dörfer in den westlichen Landesteilen am Ausüben ihrer Religion gehindert. Alle drei äusserten ihre Sorge, dass derartige Berichte ihre Bemühungen um Versöhnung unterminieren könnten. Sie seien von den Autoren des Berichtes nicht befragt worden.
«Wir erleben zurzeit, dass die Bevölkerung sich wieder vermischt. In Bangui und anderen Orten sind Muslime nicht länger gezwungen, in Ghettos zu leben, wie es während der Krise zum Teil der Fall war. Sie können ungehindert ihren Geschäften nachgehen», kommentierte Imam Layama den Bericht. Bischof Dieudonné Nzapalainga ergänzte: «Ich möchte daran erinnern, dass ich auf dem Höhepunkt der Krise Imam Layama Zuflucht bei mir gewährt habe. Tausende Muslime sind in Kirchen aufgenommen worden, und selbst in PK5 wurden in einigen Moscheen Christen versteckt. Wenn Extremisten Gewalttaten begehen, distanzieren wir uns davon. Glaubensfreiheit ist eine Realität in der ZAR.»
Den Kreislauf des Hasses durchbrechen
Im Dezember 2012 hatten zunächst islamistische Seleka-Rebellen weite Teile der ZAR erobert und dabei das Land mit brutaler Gewalt und Plünderungen überzogen. Häufig kam es zu gezielten Übergriffen gegen Christen, Kirchen und Pastoren. Als Gegenbewegung formierten sich die oft fälschlich als «christlich» bezeichneten Anti-Balaka, die gezielt gegen Muslime kämpften. Open Doors organisierte mehrere Versöhnungskonferenzen, führt weiterhin Schulungsprojekte durch und steht den zahlreichen traumatisierten Opfern der Übergriffe durch Trauma-Seminare bei.
Auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex belegt die Zentralafrikanische Republik aktuell Rang 17 unter den Ländern, in denen Christen am härtesten verfolgt werden.
Quelle: Opend Doors