Ein Kürbis in der Mitte, Getreideähren, Gemüse, Früchte und Blumen dekorativ darum herum arrangiert: So feiern Christen vielerorts jährlich am ersten Sonntag im Oktober das Erntedankfest. Passend zur Erntezeit findet sich dieser Gedanke zumindest indirekt in mehreren Gedenktagen dieses Monats wieder.
Von Ursula Baumgartner
Zwei Zahlen verdeutlichen, warum Dankbarkeit für eine gute Ernte aktueller ist denn je: 828 Millionen und 2,8 Millionen. Mit 828 Millionen beziffert die Welthungerhilfe die Anzahl an Menschen, die weltweit unter chronischem Hunger leiden. Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung kämpfen mit dem Problem, nicht genug zu essen zu haben, und infolgedessen häufig mit Mangelerkrankungen. Am 16. Oktober werden nun sowohl der Welternährungstag, der Welthungertag als auch der Welttag des Brotes begangen, gefolgt vom Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober. Und hier kommt die zweite Zahl ins Spiel: In der Schweiz landen pro Jahr 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. 778 Tonnen davon fallen laut Bundesamt für Umwelt in Privathaushalten an. Im Durchschnitt wirft also jeder Schweizer pro Jahr 90 Kilogramm Lebensmittel weg.
Die persönliche Beseitigung der Armut
Man geht hungrig in den Supermarkt und kauft zu viel ein, der Besuch sagt kurzfristig ab, die Kollegen beschliessen nach Feierabend spontan, ins Restaurant zu gehen, statt selbst zu kochen, … Es gibt viele Gründe dafür, dass Lebensmittel zu Hause verderben. Die Sorge vor drohender Lebensmittelknappheit regt zusätzlich viele Menschen zu „Hamsterkäufen“ an. Spätestens, wenn man dann den Frischkäse im hintersten Eck des Kühlschranks wiederentdeckt und sieht, dass er sich inzwischen einen „Pelz“ zugelegt hat, fragt man sich, ob das Bestellen beim Lieferservice gestern Abend wirklich eine gute Idee war. Denn das globale Problem der Armut ist in vielerlei Hinsicht vor allem ein Umverteilungsproblem.
Statt sich jedoch zu ärgern, dass man den Überblick über seinen Vorrat verloren hat, können die erwähnten Gedenktage wieder zu mehr Dankbarkeit für und bewusstem Umgang mit Lebensmitteln führen. Dass z.B. das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht bedeutet, dass ein Lebensmittel ab diesem Tag sicher schlecht ist, weiss heute jedes Kind. Dennoch werden immer noch viele Nahrungsmittel ungeöffnet weggeworfen, sobald das Datum überschritten ist, obwohl ein kritischer Blick und eine Geruchsprobe zeigen würden, dass sie noch gut geniessbar sind. Auch Vorkochen und Einfrieren rettet viele Lebensmittel vor der Tonne. Und warum nicht einmal spontan die ältere, alleinstehende Nachbarin zum Abendessen einladen, wenn man zu viel eingekauft oder gekocht hat? Vielleicht stillt eine solche Geste ja auch sozialen Hunger. Als einzelner kann man die globale Armut wohl kaum beseitigen. Aber man kann seinen persönlichen Beitrag durch viele dieser kleinen Schritte leisten.
Kurioses aus der Welt der Gedenktage
Wem der Welttag des Brotes zu schnöde ist, der kommt am 23. Oktober auf seine Kosten, denn dieser kuriose Gedenktag ist den Speiseinsekten gewidmet. Insekten stellen nicht nur die artenreichste Tiergruppe der Welt dar. In anderen Teilen der Erde gelten sie als ideales Lebensmittel und gehören fest in den Speiseplan. Manch einen Mitteleuropäer graut es bei der Vorstellung von Mehlwürmern auf seinem Teller. Doch durch ihren hohen Proteingehalt und ihre gute Verwertbarkeit für den Menschen können Käfer, Schmetterlinge, Heuschrecken und deren Larven dabei helfen, Unter- und Mangelernährung zu lindern. Der Gedenktag der Speiseinsekten steht also durchaus im Zusammenhang mit der Beseitigung von Armut und Hunger, da sie sich zudem schnell vermehren und kostengünstig zu halten sind. Und wen diese Argumente nicht überzeugen, der darf seine Dankbarkeit für eine gute Ernte ausdrücken, indem er den 25. Oktober feiert, denn das ist der Weltnudeltag.