Die US-amerikanische Langzeitstudie CARDIA (Coronary Artery Risk Development in Young Adults) hat herausgefunden, dass übermässiger Fernsehkonsum über einen längeren Zeitraum verteilt, die Gehirne der Konsumenten „schrumpfen“ lässt.
Nina Stec
Die ausgewerteten Testpersonen waren knapp siebenhundert Erwachsene von fünfzig Jahren, die fünfundzwanzig Jahre lang, also die Hälfte ihres Lebens, mehr als vier Stunden täglich ferngesehen hatten. Diese wiesen, verglichen mit moderaten und geringen Fernsehkonsumenten, ein signifikant reduziertes Volumen an grauen Zellen auf und schnitten dementsprechend in diversen Kognitionstests schlechter ab. Die Forscher gehen zudem davon aus, dass Vielfernsehen das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigere.
Fernsehen ist die bei weitem beliebteste Freizeitbeschäftigung der Welt. Es handelt sich dabei allerdings um eine sehr passive Tätigkeit, bei der man die meiste Zeit über sitzt. Der Zuschauer wird durch das meist seichte Fernsehprogramm nicht geistig herausgefordert, dies in Kombination mit der mangelnden Bewegung und einer oft schlechten, „gemütlichen“, da eingesunkenen Körperhaltung, scheinen für die Leistung des Gehirns besonders abträglich zu sein. Wer seine knapp bemessene Freizeit hauptsächlich vor dem Fernseher verbringt, hat folglich weniger Zeit, sie für gesündere, also geistig und körperlich anspruchsvollere Beschäftigungen zu nutzen. Auch soziale Kontakte zu Freunden und Familie können darüber vernachlässigt werden, da selbst beim „gemeinsamen“ Fernsehen die Aufmerksamkeit nicht dem Gegenüber, sondern dem TV-Gerät gilt.
Stundenlanges Fernsehen wird Kindern und Jugendlichen oft zuhause „vorgelebt“. Der im Hintergrund dauerbrummende und leuchtende Fernseher, auch während Gesprächen und bei den Mahlzeiten, ist bei weitem keine Seltenheit.
Durchschnittlich schauen Kinder und Jugendliche in Deutschland etwa 3,5 Stunden Fernsehen pro Tag und verbringen 2 Stunden vor dem Computer. Das sei nach Meinung von Experten für Kindergesundheit bereits schädlich. Der passive Fernsehkonsum verführe Kinder zu körperlicher Inaktivität, Übergewicht, aber auch Unausgeglichenheit und Unzufriedenheit seien die Folgen. Je nachdem, ob das Programm, dass die Kinder zu sehen bekommen, altersgerecht ist, oder etwa sexuell explizite oder gewalttätige Darstellungen enthält, können auch andere psychische Auswirkungen hinzukommen.
Neue Studien der American Academy of Pediatrics belegen nun zudem, dass sich der übermässige TV-Konsum und das Sitzen nicht nur schädlich auf die Gesundheit, sondern auch auf die Bildung von Kindern auswirken.
Kinder, die sehr früh mit dem regelmässigen Fernsehen beginnen und es jahrelang weiterführen, erreichen später in der Regel einen schlechteren Schulabschluss als jene, die selten Fernsehen. Im Durchschnitt haben sie schlechtere Noten und weisen vor allem beim Lesen und im mathematischen Verstehen geringere Kompetenzen auf. Die Lernerfolge bleiben aus, da sie sich meistens schlechter konzentrieren können, bei den Hausaufgaben abgelenkt sind und ein geschwächtes Erinnerungsvermögen aufweisen, da entsprechende Bereiche im Gehirn bei hauptsächlich anspruchsloser Beschäftigung nicht trainiert werden.
Gesundheitsexperten raten daher zu einem gemässigten Konsum von Filmen oder Computerspielen und empfiehlt eine Reduzierung auf maximal eine Stunde pro Tag.
Quelle: Kultur und Medien Online