„Wer nicht sofort wieder ins Berufsleben einsteigt, verpasst den Anschluss!“ So lautet einer der Sätze, die es Müttern und Vätern schwer macht, sich für ein hochprozentiges Familienengagement zu entscheiden. Und tatsächlich finden sich Eltern, die nach einer längeren Familienphase wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, oft vor grosse Hürden gestellt. Die Wirtschaft scheint das im Bereich „Sozialkompetenz und überfachliches Management“ liegende, überdurchschnittliche Potenzial von Familienfrauen und -männern noch nicht wirklich entdeckt zu haben.
Zu diesem Schluss kommt auch eine neue Studie, die kürzlich gemeinsam von der Goethe Universität in Frankfurt am Main und dem Work-Family-Institut unter der Leitung von Joachim Lask und Dr. Nina Juncker realisiert wurde. „Führungskräfte erkennen die Elternkompetenzen (zu oft) nicht, obwohl Eltern bereit sind, diese im Arbeitskontext einzusetzen“, lautet deren Fazit.
Damit sich dieser bedauerliche Missstand ändert, ist ein grundlegendes Umdenken gefragt: Mütter und Väter sollten sich bei Vorstellungsgesprächen selbstbewusst präsentieren, ihre Kompetenzen engagiert darlegen und sich nicht zu billig abspeisen lassen. Von Seiten der Wirtschaft müsste sich die Erkenntnis durchsetzen, dass Eltern durch die langjährige 24-Stunden-Betreuung ihrer Kinder eine Weiterbildung durchlaufen haben, die unschätzbare Ressourcen für Ausdauer, Loyalität, Teamarbeit, Problemlösung und Krisenmanagement bereitstellt. Fachliche Kompetenz kann, wo notwendig, nachgeholt, Charakterbildung und Sozialkompetenz hingegen nur beschränkt in Ausbildungslehrgängen erworben werden. Ganz zu schweigen davon, dass genau diese Eltern der Wirtschaft seelisch gesunde, lebenstüchtige und einsatzbereite junge Nachwuchskräfte „liefern“. „Wirtschaft braucht Familie“ – weil Wirtschaft ohne funktionierende Familien keine Zukunft hat!
Hinweis: Die Schweizerische Stiftung für die Familie führt am 27. September 2018 in Zürich das „Forum Wirtschaft trifft Familie“ durch, unter anderem mit einem Referat von Joachim Lask zur im Text erwähnten Studie. Mehr Infos unter: www.stiftung-familie.ch