Mindestens 1700 Neugeborene pro Jahr kommen in der Schweiz auf Grund pränataler Alkoholexposition mit Beeinträchtigungen zur Welt. Am Welttag des alkoholgeschädigten Kindes vom 9. September ruft Sucht Schweiz dazu auf, während der Schwangerschaft keinen Alkohol zu trinken und unterstreicht die Wichtigkeit der Mitarbeit von Kliniken und Praxen.
Alkohol zu trinken, gehört für die meisten bei gesellschaftlichen Anlässen mit dazu. Die Gelegenheiten sind zahlreich und oft ist es schwierig, mit anderen nicht anzustossen – bei Schwangeren auch aus mehreren Gründen: Sie sind unsicher, ob ein Glas unbedenklich sei. Einige wissen noch nicht, dass sie schwanger sind, oder sie möchten ihr Umfeld erst später informieren. Und manche haben Schwierigkeiten auf Alkohol zu verzichten.
Wer Fragen oder Sorgen in Bezug auf den möglichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft hat, findet Hinweise auf Schwangerschaft-ohne-alkohol.ch. Darüber zu sprechen, fällt vielen schwer. „Es ist paradox. Der Konsumdruck ist generell hoch. Wer aber Mühe hat, keinen Alkohol zu trinken, wird geächtet. Gerade Schwangere schämen und fürchten sich vor Stigmatisierung“, erklärt Rachel Stauffer Babel, Präventionsfachfrau bei Sucht Schweiz.
Gar kein Alkohol ist am sichersten
„Beim Rauchen ist es gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, dass nur der Verzicht in Frage kommt. Beim Alkohol ist diese Haltung in der Bevölkerung und unter manchen Fachpersonen weniger stark verankert. Der Konsum kleiner Mengen an Alkohol wird mitunter gar verharmlost“, beobachtet Rachel Stauffer Babel. Fakt ist: Zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft kann der Konsum von Alkohol ein Risiko für die gesunde Entwicklung des Kindes darstellen. Alkohol kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und beim Kind zu Behinderungen führen. Während der Schwangerschaft keinen Alkohol zu trinken, ist daher die sicherste Haltung.
In der Schweiz sind gemäss Schätzungen zwischen 1700 und 4000 Kinder pro Jahr von der fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) betroffen. Davon weisen 170 bis 400 Kinder eine schwere Form (also FAS) auf. Zu den möglichen Auswirkungen von FASD gehören Gedächtnis- und Lernprobleme, psychomotorische Schwierigkeiten, Probleme mit Beziehungen, körperliche Beschwerden, beeinträchtigtes Sprachverständnis etc.
Gemeinsam statt einsam
Gemeinsam verzichten geht besser, als dies allein zu tun. Partner und andere Menschen im Umfeld von schwangeren Frauen sollten unbedingt mithelfen und Betroffene nicht drängen mitzutrinken. Hier muss die Gesellschaft mehr Verantwortung übernehmen, denn es braucht einen schützenden gesetzlichen Rahmen, der die Omnipräsenz und Attraktivität von Alkohol einschränkt. Einfach etwas Alkoholfreies zu trinken, ohne sich erklären zu müssen: Das sollte normal sein. Immerhin ist die Auswahl an attraktiven Getränken ohne Alkohol und Rezepten für leckere alkoholfreie Cocktails gross.
Sucht Schweiz bietet im Zusammenhang mit dem Thema für Fachpersonen Informationsmaterialien in drei Sprachen an: schwangerschaft-ohne-alkohol.ch