Alkoholkonsum während der Schwangerschaft stellt für das ungeborene Kind ein beträchtliches Gesundheitsrisiko dar. Der Welttag des alkoholgeschädigten Kindes, welcher am 9. September stattfindet, erinnert daran und will aufklären über die Folgen. Sucht Schweiz lanciert zum Welttag eine Kampagne zur Unterstützung von Fachpersonen.
Fachpersonen, die mit Frauen im gebärfähigen Alter sowie mit Kindern in Kontakt stehen, welche während der Schwangerschaft Alkohol ausgesetzt waren, sollen bei der Prävention von alkoholbedingten Schädigungen eine aktivere Rolle spielen können. Denn oft fehlt es an klaren Botschaften über die möglichen Risiken der pränatalen Alkoholexposition, so Sucht Schweiz in seiner Medienmitteilung vom 7. September 2022.
Für das ungeborene Kind stellt Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ein beträchtliches Gesundheitsrisiko dar. So ist die fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) ist die häufigste angeborene Behinderung. Man schätzt, dass zwischen 1 und 4 Prozent der Neugeborenen in der Schweiz davon betroffen sind. Das sind jedes Jahr mindestens 1700 Kinder, möglicherweise bis zu 4000 Kinder, von denen 170 bis 400 Kinder eine schwere Form (das Fetale Alkoholsyndrom, also FAS) aufweisen. Sucht Schweiz setzt sich mit Informationsmassnahmen seit langem für eine Schwangerschaft ohne Alkohol ein und fokussiert mit der aktuellen Kampagne auf Fachpersonen (Hebammen, Elternberatung, Ergotherapie, Schulpsychologie, Heilpädagogik, Ärzteschaft), damit sie das Thema aktiver ansprechen können. Die Website bietet für sie Informationen zur Prävention von FASD sowie Hinweise darauf, wie FASD-Betroffene unterstützt werden können. Dieses Projekt wurde durch den Nationalen Alkoholpräventionsfonds finanziell unterstützt.
Leiden bleibt oft unerkannt
FASD ist oft schwer zu erkennen. „Wir wollen Fachleute auf die wahrscheinlich hohe Zahl von FASD-betroffenen Kindern aufmerksam machen und darauf verweisen, dass sie in ihrem Berufsalltag möglicherweise Betroffene begleiten“, erklärt Rachel Stauffer Babel, Projektleiterin bei Sucht Schweiz. Dass es mehr Sensibilisierung braucht, bestätigt auch Dagmar Orthmann Bless, welche am Projekt mitgearbeitet hat. Sie ist Professorin am Departement für Heil- und Sonderpädagogik der Universität Fribourg. „Im Rahmen einer Studie stellten wir fest, dass es auch bei angehenden Fachpersonen aus Medizin und Pädagogik an genauem Wissen mangelt. Sie unterschätzen beispielsweise die Auftretenshäufigkeit von FASD. Das ist problematisch. Wenn Fachpersonen der Ansicht sind, ein bestimmtes Problem tauche selten und nur bei bestimmten Risikogruppen auf, dann verhalten sie sich ganz anders, als wenn sie wissen, dass es in allen Bevölkerungsschichten anzutreffen ist“, erklärt Orthmann Bless.
Zahlreiche Folgeschäden
Zu den möglichen Auswirkungen von FASD gehören: Wachstums- und Entwicklungsstörungen, Lern- und Gedächtnisprobleme, psychomotorische Probleme, Probleme mit Beziehungen und sozialen Interaktionen oder beim Sprachverständnis etc. Schädigungen, die durch Alkoholexposition während einer Schwangerschaft entstehen, beeinträchtigen das Leben der betroffenen Kinder oft schwer. Es ist wichtig, dass sie früh Unterstützung erhalten. Eine frühe Diagnose (möglichst vor sechs Jahren), ein stabiles, anregendes und strukturiertes Zuhause sowie Zugang zu spezialisierter Betreuung können das Ausmass der Behinderung mindern. „Wenn es gelingt, die Schwierigkeiten eines Kindes zu benennen, kann man es in seinem Potenzial besser unterstützen und man kann Verhaltensprobleme besser verstehen und auffangen“, ergänzt Stauffer Babel.
Hilfreiche Materialien:
„Schwangerschaft ohne Alkohol“: für Fachpersonen bringt die Website in drei Sprachen Hinweise, was zur Prävention von FASD beiträgt und wie Personen, die von FASD betroffen sind, unterstützt werden können.
Dokumentation in drei Sprachen zum Thema Alkohol und Schwangerschaft.
Faltblatt Schwangerschaft, Alkohol/Tabak: Gut zu wissen wird von Fachleuten an schwangere Frauen und ihre Angehörigen abgegeben.
Quelle: Medienmitteilung Sucht Schweiz vom 7. September 2022