Nordkorea führt seit zwölf Jahren die Liste jener 50 Länder an, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Dies geht aus dem aktuell veröffentlichten Weltverfolgungsindex 2014 der Menschenrechtsorganisation Open Doors (OD) hervor, berichtet die Nachrichtenagentur APD. Somalia besetze Platz 2 vor Syrien, wo die Existenz der seit 2000 Jahren bestehenden christlichen Gemeinschaft durch die Angriffe von Dschihadisten bedroht sei. In Afrika, besonders im Sahel-Gürtel, bleibe die Situation von Christen besorgniserregend. Der Index berücksichtige die Ereignisse zwischen 1. November 2012 und 31. Oktober 2013.
Nordkorea: Christen im Untergrund

Die Machtübernahme durch Kim Jong-un im Dezember 2011 habe Hoffnung auf Veränderungen in Nordkorea geweckt, die sich 2013 aber zum grössten Teil zerschlagen hätten, so der Bericht. Auch wenn Christen nicht ausdrücklich Zielscheibe von Repressionen seien, erschwerten die verstärkten Grenzkontrollen zu China und die Hausdurchsuchungen der vergangenen Monate die Ausübung des Glaubens für Christen oder verunmöglichten ihn, auch wenn sie diesen im Untergrund praktizierten.

Somalia: Christsein ist lebensgefährlich

Somalia belege Platz 2 im Weltverfolgungsindex von Christen und sei damit das erste afrikanische Land auf einem so hohen Rang. Laut dem Bericht sei die neue muslimische Regierung in der Hauptstadt Mogadischu zwar gemässigter, aber der soziale und familiäre Druck auf Christen bleibe gross. Eine Handvoll christlicher Gemeinschaften existiere nur im Untergrund. Die Bevölkerung werde von muslimischen Clanführern manipuliert, welche Andersgläubige gnadenlos verfolgten. Wer sich zum Christentum bekehre, werde umgebracht, so der Bericht von Open Doors.

Syrien: Christen als Opfer islamistischer Milizen

Syrien ist laut dem Index von Platz 11 auf 3 vorgerückt. Die Art der Bedrohung habe sich radikal verändert: von der Repression des totalitären Vorkriegs-Regimes hin zu offener Gewalt durch dschihadistische Milizen, die aus dem In- und Ausland stammten. Bei einem Anschlag seien im Oktober 2013 im mehrheitlich christlichen Stadtteil von Sadad 45 Christen getötet worden. Islamistische Milizen bedrohten die christliche Bevölkerung im Irak (Platz 4, wie im Vorjahr), gelegentlich auch in Jordanien (Platz 26 statt 34) und in Libyen, das aufgrund der zugespitzten Verfolgungslage von Rang 26 auf Platz 13 vorgerückt sei.

Afrika: Radikalisierte Islamisten töten Christen

In Mali (Platz 33/Vorjahr 7) hätten nach der Militärintervention Frankreichs zahlreiche Christen in ihre Dörfer zurückkehren können, hält der Bericht fest. Insgesamt bleibe die Lage entlang des Sahel-Gürtels besorgniserregend. Das Terrorregime der Séléka- Rebellen habe die Zentralafrikanische Republik (ZAR) auf einen Schlag auf Platz 16 des Weltverfolgungsindexes katapultiert. Die Koalition muslimischer Rebellen, die aus dem Tschad und dem Sudan eingedrungenen seien, habe seit der Machtübernahme im März 2013 das Land zerrüttet. Gezielte Angriffe auf christliche Kirchen und Geistliche schürten das Misstrauen zwischen Christen und Muslimen, die bisher in gutem Einvernehmen gelebt hätten. Laut dem Index seien weltweit radikalisierte Islamisten die Hauptursache für die Verfolgung von Christen.

Sri Lanka und Indien: Radikale Buddhisten und Maoisten verfolgen Christen

Sri Lanka figuriere nach einigen Jahren wieder auf dem Index, nachdem in einer Gewaltwelle eine neue Gruppierung radikaler Buddhisten sowohl Muslime als auch Christen angreife. In Indien werden nach Angaben des Berichts Christen sowohl von hinduistischen Partisanen, Anhängern der nationalistischen Hindubewegung Hindutva, als auch von den so genannten Naxaliten, Aufständischen maoistischer Bewegungen, bedroht.

Vietnam und Myanmar: Staatliche Repression von Christen

Vietnam schränke die Glaubensfreiheit der Christen durch das im Januar 2013 eingeführte Religionsgesetz (Dekret 92) massiv ein. Myanmar sei im neuen Weltverfolgungsindex von Platz 32 auf Platz 23 vorgerückt. Was die Zahl gewaltsamer Übergriffe auf Christen anbelange, folge es gleich auf jene Länder, in welchen Christen am meisten Gewalt erlitten: Zentralafrikanische Republik, Syrien, Pakistan, Ägypten und Irak.

Und hier die zehn Staaten, in denen Christen am meisten verfolgt werden:
1. Nordkorea
2. Somalia
3. Syrien
4. Irak
5. Afghanistan
6. Saudi-Arabien
7. Malediven
8. Pakistan
9. Iran
10. Jemen

Der jährlich im Januar veröffentlichte Weltverfolgungsindex von Open Doors ist laut Angaben der Menschenrechtsorganisation der einzige dieser Art, der die Situation verfolgter Christen weltweit abbilde. Entwicklung und Ausmass der Christenverfolgung werde von OD mittels einem Analyse-Verfahren gemessen, welches die betroffenen Länder identifiziere, untersuche und die Ergebnisse mit unabhängigen Quellen abgleiche. Der Weltverfolgungsindex unterscheide zwischen zwei Hauptformen der Verfolgung: subtiler Druck und offene Gewalt. Während Gewalttaten besonders auffallen würden, schränkten kaum merkliche Schikanen, Einschüchterungen und Druck die Christen am meisten ein und es brauche spezielle Methoden, um diese subtilere Form der Verfolgung aufzudecken.

Zum vollständigen Bericht des Weltverfolgungsindexes 2014:

http://www.opendoors.de/downloads/wvi/wvi_2014_bericht