Die Verfolgung von Christen hat im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen, insbesondere in Zentralasien und Subsahara-Afrika. Der Weltverfolgungsindex 2025 der Menschenrechtsorganisation Open Doors dokumentiert einen besorgniserregenden Anstieg von Gewalt und autoritären Massnahmen.
Weltweit sind mehr als 380 Millionen Christen in hohem oder sogar extremem Masse von Verfolgung betroffen. Das entspricht etwa jedem siebten Christen weltweit.
Zahlen und Fakten auf einen Blick
- 4476 Christen weltweit wurden 2024 getötet. Die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher.
- 209’771 Christen waren wegen Gewalt und Verfolgung gezwungen, ihre Häuser zu verlassen.
- Die Zahl der Angriffe auf christliche Häuser stieg um fast 33 Prozent auf 28’368 Vorfälle.
- Fast 136’000 Christen in der Subsahara-Afrika wurden gewaltsam vertrieben. Auch hier dürfte die Dunkelziffer weitaus grösser sein.
- Nordkorea bleibt Spitzenreiter der Verfolgung – zum 23. Mal seit 1993.
Zentralasien: Autokratien schränken Religionsfreiheit ein
Kirgisistan erlebte mit einem Plus von 7,5 Punkten den grössten Anstieg auf dem Index und stieg um 14 Plätze auf Rang 47. Analyst Rolf Zeegers von Open Doors erklärt: „Seit Präsident Japarov an der Macht ist, verschärft sich die Kontrolle erheblich. Gewalt gegen Kirchen und Gläubige hat stark zugenommen.“
Auch Kasachstan verschärft die Überwachung: Hier fanden Polizeirazzien während Gottesdiensten statt. Viele christliche Frauen wurden Opfer sexuellen Missbrauchs. Das mache vielen Christen Angst, erklärt Frans Veerman, Geschäftsführer von Open Doors, und ergänzt: „Christen werden in Ländern, die von zunehmend autokratischen Regimen und radikalen Elementen heimgesucht werden, gezielt ins Visier genommen“.
Bürgerkriege: Brutale Unterdrückung in Jemen und Sudan
Im Jemen führt die Kombination aus Bürgerkrieg und extremer Verfolgung zu einer katastrophalen Lage. Zahlreiche Hauskirchen mussten ihre Treffen einstellen. Der Sudan verzeichnete mit 7,7 Millionen Vertriebenen eine der grössten humanitären Krisen weltweit. Philippe Fonjallaz, Geschäftsführer von Open Doors Schweiz, warnt: „Ohne gezielte internationale Massnahmen droht das Ende blühender christlicher Gemeinschaften in vielen Regionen.“
Afrika und Indien: Brennpunkte der Gewalt
Afrika hat die weltweit grösste christliche Bevölkerung, doch die Lage verschlechtert sich durch die Ausbreitung islamistischer Gruppen in der Subsahara-Region. In 13 Ländern, darunter Burkina Faso, Mali und dem Kongo, ist die Gewalt gegen Christen „extrem hoch“. Neu im Index ist der Tschad (Rang 49), wo eine schwache Regierung der Terrorgruppe Boko Haram Spielraum lässt. Christen hingegen erfahren Überwachung und Einschüchterung.
Nigeria bleibt äusserst gewalttätig (Rang 7): 3100 Christen wurden dort im letzten Jahr getötet. Das sind 70 Prozent der weltweit 4476 dokumentierten Opfer.
Indien belegt Platz elf der Verfolgung. Unter Premierminister Narendra Modi, der 2024 wiedergewählt wurde, nahmen Angriffe auf Christen zu. Mit 2176 Inhaftierungen von Christen ist Indien Spitzenreiterin diesem Punkt.
Ein Aufruf zur Solidarität
Folgende Länder rangieren auf den höchsten Plätzen im Weltverfolgungsindex: Afghanistan (10), Iran (9), Pakistan (8), Nigeria (7), Eritrea (6), Sudan (5), Libyen (4), Jemen (3), Somalia (2), Nordkorea (1).
„Die internationale Gemeinschaft muss handeln“, fordert Fonjallaz. Open Doors unterstützt seit 70 Jahren verfolgte Christen und ruft Politik und Öffentlichkeit dazu auf, die Religionsfreiheit weltweit zu schützen.
Alle Informationen zum Weltverfolgungsindex 2025 finden Sie unter www.opendoors.ch