Der Queer-Beauftragte der neuen, deutschen Bundesregierung will Elternschaft auf bis zu vier Eltern ausdehnen und Bundesjustizminister Marco Buschmann schlägt als Ergänzung zur Ehe eine Verantwortungsgemeinschaft vor. Die CDU/CSU kritisiert beide Vorstösse als willkürlich.
Ein Kommentar von Regula Lehmann
Bis zu vier Sorgeberechtigte soll ein Kind haben dürfen, wenn es nach Sven Lehmann geht. Trennt sich beispielsweise ein Frauenpaar, sollen die neuen Partner das „kleine Sorgerecht“ bekommen können. Begründet wird der Vorschlag der sogenannten „Ampelkoalition“ mit dem Argument, betroffene Kinder seien dadurch rechtlich besser geschützt. Für CDU/CSU-Fraktionsvize Andrea Lindholz stellt die Vorstellung, künftig bis zu vier Personen zu Eltern zu machen, jedoch keinen Fortschritt, sondern ein „neues, willkürliches Konzept von Elternschaft“ dar. Auch das Konstrukt der „Verantwortungsgemeinschaft“, durch das Paare jenseits der Ehe eine rechtlich abgesicherte Verantwortung füreinander übernehmen sollen, kritisiert Lindholz. Aus Sicht ihrer Fraktion widerspricht das Vorhaben dem deutschen Verfassungsrecht, das Ehe und Familie ausdrücklich schützt.
Geht es nach der Ampelkoalition, wird in Deutschland in Bezug auf Ehe und Familie kein Stein auf dem anderen bleiben. Angetrieben durch eine tiefsitzende Abneigung gegenüber Glauben, Autorität und Staat soll alles, was nach kirchlicher oder gesellschaftlicher Orthodoxie riecht, beseitigt werden. Die Jagd auf bewährte Ordnungen gleicht einem Bildersturm, der kahle Wände und ihrer Schönheit beraubte Häuser zurücklässt. Die Sprösslinge der Nachkriegsgeneration verachten, was ihnen selbst Geborgenheit und Wohlstand gebracht hat. Dass unzählige Kinder bei diesem gesellschaftlichen Kahlschlag zwischen alle Stühle fallen, wird ignoriert oder schöngeredet.
Auch in der Schweiz wird an den Fundamenten gerüttelt: Mit dem Vorschlag einer „Ehe light“ soll eine lockere Form von Lebensgemeinschaft etabliert werden und viele Medien werben immer hemmungsloser für Seitensprünge und Polyamorie. Kaum jemand scheint zu bedenken, wie sehr es Kinder überfordert, wenn Mütter und Väter ihnen durch wechselnde Partner immer wieder neue Bezugspersonen zumuten. Dass Kinder vordergründig oft erstaunlich gut „funktionieren“, ändert nichts daran, dass hier eine gesellschaftliche Zeitbombe tickt. Kinder brauchen sichere und konstante Beziehungen, um sich zu gesunden Menschen entwickeln zu können.
Das im Moment feststellbare Phänomen der Selbstzerstörung ist kein neues, sondern zeigt sich durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch in immer wieder anderen Nuancen und Bereichen. Der bekannte, englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton machte in Bezug auf die anfangs des 20. Jahrhunderts stattfindenden, liberalen Angriffe auf christliche Grundwerte eine Aussage, die auch auf die gegenwärtigen Entwicklungen zutrifft. Er schrieb in seinem Buch „Orthodoxie“ zur Bedeutung bewährter, christlicher Fundamente: „Dies ist das letzte und erstaunlichste, was diesen (orthodoxen) Glauben betrifft; seine Gegner werden zu jeder Waffe greifen, um ihn zu schlagen, zum Schwert, das ihre eigenen Finger zerschneidet und zu Feuerbränden, die ihre eigenen Heimstätten vernichten“. Not-wendend werden im 21. Jahrhundert Männer und Frauen sein, die ihre eigenen „Heimstätten“ schützen und pflegen und Menschen aus ihrem Umfeld dazu einladen, in dieser Nestwärme das zu tanken, was sie brauchen, um trotz aller Bilderstürme und Hausbrände fokussiert und hoffnungsvoll zu leben.