Der Appenzeller Jakob Künzler (1871–1949) wurde im Jahr 1915 Zeuge eines Verbrechens, das mit Hilfe moderner Technik systematisch an einem ganzen Volk verübt wurde: dem Genozid an den Armeniern und Assyrern. Tausende und abermals tausende von Kindern, Alten, Frauen und Männern wurden auf türkischem Boden geschändet, verstümmelt, abgeschlachtet, in Viehwaggons in den Tod verschickt und dem Hitze- und dem Hungertod preisgegeben. Eine Ausstellung in seiner appenzellischen Heimat erinnert nun noch bis Ende des Jahres an die beeindruckende Leistung und den Mut des Schweizers Jakob Künzler.
Für viele wurden Jakob Künzler und seine Frau Elisabeth zu Tröstern, Helfern und Rettern. Herzergreifend dokumentieren sie das Schicksal der Opfer. „Woher holtest du diese Kraft, ohne Ermüdung zu arbeiten, dich nicht entmutigen zu lassen durch Schwierigkeiten und Widerspruch und Verleumdung, die unerschöpfliche Liebe für die Unglücklichen?“, fragte der armenisch-katholische Priester Boghos Aris bei der Abdankungsfeier. Und gab selber die Antwort, die er von Jakob Künzler gehört hatte: Das Gottvertrauen, das in seinem Herzen so fest verankert war wie die Berge seiner appenzellischen Heimat ermöglichte diese Leistung. Sie verdient es gerade heute, neu in Erinnerung gerufen zu werden. Denn hundert Jahre später wird sie zu einer herausfordernden Frage an uns Heutige: Haben wir den Mut, der Wirklichkeit illusionslos in die Augen zuschauen? Haben wir die Liebe, mit beharrlicher Kraft unsern Teil zu tun, um zu helfen und für unsere Heimat Ehre einzulegen?
Ausstellung zum Leben und Werk Jakob Künzlers
in der Kirche Hundwil
bis 13. Dezember 2015
Täglich von 9 bis 17 Uhr frei zugänglich
Die Ausstellung dokumentiert die Verwurzelung Künzlers in seiner Heimat, den Aufbau der Klinik in Urfa, die aktive Anteilnahme am Schicksal der Opfer des Jahres 1915 und fragt, was das Lebenswerk dieses vielleicht bedeutendsten Appenzellers uns für alle Zeiten zu sagen hat.
Mehr Infos:
http://kirche.hundwil.ch/wp-content/uploads/2014/08/Jakob_Kuenzler_Leporello_Vers_21.pdf