Was macht ein Politiker nach einer Session? Nicht viele fahren in den Urlaub in eine Krisenregion. Genau das aber tat Nationalrat Erich Vontobel (EDU). Er reiste im Herbst 2024 nach Berg-Karabach, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und mit Vertriebenen zu sprechen.

Berg-Karabach ist Teil der alten Heimat der Armenier und damit der ersten christlichen Nation. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR widersetzte sich die Region im Kaukasus der Eroberung durch das benachbarte Aserbaidschan und wurde zu einer freien Republik. 2020 und 2023 griffen die Türkei und Aserbaidschan jedoch Berg-Karabach abermals an. Aserbaidschan verschloss den sogenannten Latschin-Korridor, den einzigen Zugang von Berg-Karabach nach Armenien. Als Folge floh nahezu die gesamte, vorwiegend christliche Bevölkerung nach Armenien. Mehr als 100’000 Armenier wurden somit nach der fast zehnmonatigen Belagerung der Republik vertrieben. Somit gibt es zum ersten Mal seit 1700 Jahren keine Christen mehr in Berg-Karabach.

„Was ist passiert?“

Mit dieser Thematik sah sich EDU-Politiker Erich Vontobel 2024 in der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats konfrontiert. Er entschied sich daher, nach der Herbst-Session eine Reise ins Krisengebiet anzutreten. Vor Ort traf er sich mit dem Präsidenten von Berg-Karabach und einer Gruppe von Vertriebenen. Ihnen stellte er einfache, aber wichtige Fragen: „Was ist passiert? Wie habt ihr es erlebt? Was sind eure Ziele?“

Die Betroffenen zeigten sich sehr dankbar, dass „überhaupt einmal jemand gekommen ist und ihnen zugehört hat“, berichtet Vontobel in einem Video. Gleichzeitig brachten sie klar den Wunsch zum Ausdruck, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, schlugen sie vor, eine Friedenskonferenz mit Aserbaidschanern und den Betroffenen zu initiieren.

Signal an Aserbaidschan und die Vertriebenen

Zurück in Bern, stellte Vontobel einen Antrag auf eine Kommissionsmotion mit dem Ziel, ein Friedensforum für Berg-Karabach unter internationaler Aufsicht zu ermöglichen. „Warum warten, wenn die Situation äusserst akut ist?“, fragte der Politiker. Es brauche Handlungen, die „das nötige Signal senden an Aserbaidschan, dass die Welt hinsieht, an Vertriebene, dass nicht vergessen sind“.

Mit 96 zu 80 Stimmen wurde der Antrag der aussenpolitischen Kommission im Nationalrat am 17. Dezember 2024 angenommen. Vontobel zeigt sich begeistert: „Das war der Höhenpunkt für mich diese Woche!“

Das ganze Video sehen Sie hier: